AUS DER TRAUM?



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Es war einmal im Jahr 2003, als sich eine Gruppe von Leuten dazu entschied das Dorf, in dem sie wohnten, zu schützen und so zu bewahren, wie die Bevölkerung es kannte und liebte. Sie verfassten dazu zwei Schriftstücke: Eine „Erhaltungssatzung“ und eine „Gestaltungssatzung“. Ihr Problem: Damit das Verfasste rechtskräftig wurde, benötigten sie die Unterschrift des Stadtherrn. Für die Erhaltungssatzung erhielten Sie die Unterschrift und die Zustimmung der Landesbehörde und so trat diese am 20.05.2005 in Kraft. Für die Gestaltungssatzung wäre eine Teilaufhebung der örtlichen Bauvorschriften für verschiedene Bebauungspläne notwendig gewesen. Hierfür hätte es Mittel aus dem Geldsäckel der Stadt bedurft. Diese wurden leider nicht zur Verfügung gestellt, so dass die Gestaltungssatzung von der Bildfläche verschwand und in Vergessenheit geriet.

Die Zeit verging und es wurde immer schwieriger die Dorfstruktur zu erhalten. Die Erhaltungssatzung half, wenn entsprechende Gebäude erhaltenswert waren oder Mauern ihre Funktion hatten. Doch wenn Gebäude verfielen oder Mauern für neue Maßnahmen im Weg standen, dann reichte es aus, bei Einhaltung der örtlichen Bauvorschriften für die jeweils gültigen Bebauungspläne, einen Bauantrag „Zur Kenntnisnahme“ an den OSR einzureichen, um so bauen zu können, wie der jeweilige Bauherr sich das vorstellte. Es wurde nach Lust und Laune abgerissen, höher, größer und unförmig neu gebaut, Grünflächen vernichtet und verdichtet.

Beim Abriss eines Dreiseitenhofes im Jahr 2018 erwachten einige aus dem Tiefschlaf und Hilflosigkeit und erinnerten sich an die in den Schubladen liegende Gestaltungssatzung. Sie wurde überarbeitet und der Öffentlichkeit zur Stellungnahme im Oktober 2019 vorgelegt. Die Rückmeldungen wurden vom OSR im Januar 2020 zur Kenntnis genommen und es wurden entsprechende Änderungen vorgeschlagen. Seitdem liegt die Satzung der Stadt und dem Stadtplaner vor, mit der Bitte diese so vorzubereiten, dass eine dritte Offenlage erfolgen kann und dann die Satzung beschlossen werden kann. Seit nun mehr 15 Monaten ist dies wohl nicht möglich gewesen. Die Gründe, die dafür genannt werden, sind vielschichtig und fühlen sich wie eine Ausrede nach der anderen an.

So lange wird weiterhin abgerissen und so eng nachverdichtet, dass uns keine Luft mehr bleibt, der Lärmpegel und der Wärmepegel in den neuen Siedlungsgebieten steigt und potentielle Neu-Anwohner sich fragen, ob sie noch in ein Dorf ziehen, wenn sie sich für einen Bauplatz hier entscheiden. Die unpassenden Bauwerke nehmen zu und man hat das Gefühl, dass jeder noch meint schnell bauen zu müssen, bevor die Satzung in Kraft tritt.

So lange die Gestaltungssatzung noch nicht in Kraft getreten ist und sicherlich auch noch danach, bedarf es erneut engagierte, mutige Bürger, die sich für den Fortbestand der Dorfkultur einsetzen und sich nicht auf Paragraphenreiterei beziehen, sondern dafür geradestehen, dass manche Bauwerke sich einfach nicht in unser Dorf einfügen. Ausgestattet, mit dem sicheren Gefühl, dass ihre Argumentation ausreichend stark ist, um den Stadtrat und das Landratsamt davon überzeugen zu können. Einige davon gibt es in den unterschiedlichsten Gremien und es ist zu hoffen, dass sie endlich Gehör an der entsprechenden Stelle finden, damit wir manche hässlichen, absolut nicht ins Dorf passende Bauwerke nicht weiter ertragen müssen.

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